Sparpolitik, Universitäten und Heizung
Am Freitag gab es an der Universität
Athen ein frühes Weihnachtsgeschenk für die Studenten: trotz wochenlanger
Besetzungen der Universität beschloss der Konvent, man wolle versuchen das
Semester zu retten. Das Wintersemester wird seine vollen 13 Wochen andauern,
und das Sommersemester wird dann (anstatt von Ende Mai bzw. Anfang Juni) voraussichtlich
am 9. August enden. Die Vorstellung, dass an einer Universität so nahe am 15.
August, einem der wichtigsten orthodoxen Feiertage, noch Vorlesungen gehalten werden, wäre an sich
schon eine Nachricht. Eigentlich liegt das Land die beiden Wochen um den 15. herum
lahm. Ob die Universität jedoch fähig sein wird diesen Plan durchzuführen, ist
nicht sicher.
Mobilisiert wurde gegen Massenentlassungen.
Als Teil der Sparpolitik sollten auch an den Universitäten Stellen gekürzt
werden. Da die Rektoren der Universitäten sich weigerten, erarbeitete das
Ministerium die Kriterien, nach denen Angestellte ihren Arbeitsplatz verloren
bzw. behielten. Eingespart wurden dabei die Menschen, nicht die Stellen. Welche
Stelle zusammen mit der Person gekürzt wurde, war anscheinend irrelevant. So
ist es nicht gegeben, dass ein Fachbereich noch genug Verwaltungspersonal hat,
um zu funktionieren.
Die Kriterien selbst sind nicht
unbedingt nachvollziehbar. Bibliothekare an der Universität Thessaloniki wurden
entlassen. Sie studierten Bibliothekswesen. Hätten sie diese Zeit in
Leichtathletik investiert, wäre ihre Stelle sicher geblieben; sportliche
Auszeichnungen oder die Teilnahme an nationalen Wettkämpfen gelten als
Kriterium für eine Weiterbeschäftigung.
Im November schrieb ein
Heizungstechniker der Aristoteles Universität Thessaloniki, per Email, den
Hochschullehrern, Angestellten und Studenten folgendes:
„Mein Name ist …, und
ich bin verbeamteter Heizungstechniker an der Aristoteles Universität
Thessaloniki, in der zentralen Heizanlage. In meinen Aufgabenbereich fallen
nicht nur die zentrale Heizungsanlage, sondern auch Nebenheizungsanlagen, sowie
15 Heizungsanlagen in angegliederten Einrichtungen, die mit Öl betrieben
werden. Ich bin der einzige Heizungstechniker in diesem Bereich und habe heute
die unselige Aufgabe ihnen mitzuteilen, dass ich und das gesamte Technikerteam
ab heute beurlaubt wurden. Zwei Techniker, zuständig für mehr als 40
Gasheizungsanlagen, wurden ebenfalls beurlaubt. Diese Beurlaubungen bedeuten,
dass von dem Tag an, an dem unsere Beurlaubung rechtskräftig wird, die
Heizungsanlagen nicht mehr arbeiten werden. Im Einzelnen bedeutet dies: die Zentralbibliothek,
das Auditorium Maximum, die Hörsäle, Seminarräume und die Zentralverwaltung,
die Büros der Hochschullehrer, und alle anderen Räume der Universität bleiben
ohne Heizung. Ebenfalls ohne Heizung bleibt die Polytechnische Hochschule, da
auch dort die Heizungstechniker beurlaubt werden. Ich habe mich dazu
entschlossen diese Ankündigung zu schreiben, damit alle Angestellten, Hochschullehrer
und sonstiges Personal, sowie die Studenten wissen, warum die Aristoteles
Universität Thessaloniki in diesem Winter ohne Heizung sein wird.“
In Thessaloniki sinken Temperaturen
im Winter durchaus unter null Grad. In den Vorlesungssälen könnte es also
ungemütlich werden. Aber vielleicht werden Hochschullehrer und Studenten die
Säle mit Holzöfen heizen. In den letzten zwei Jahren wurde Holz zur meist
verbreiteten Heizform in Griechenland. Athen, vor allem die hochgelegenen (teuren)
nördlichen Stadtteile, leidet unter dem Smog. Deswegen rief das
Umweltministerium auf, die Nutzung von Holzöfen und Kaminen zu reduzieren.