Dienstag, 28. Januar 2014

Erdbeben auf Kefalonia



Erdbeben auf Kefalonia


Seit Sonntag schlafen die Bewohner der Insel Kefalonia nicht in ihren Betten. Nach einem Erdbeben der Magnitude Mw 6,1 (zuerst als Mw 5,8 eingeschätzt), wurde auf der Insel der Notstand ausgerufen. Nach ersten Prüfungen wurde bei 40 beschädigten Häusern und 4 öffentlichen Gebäuden eine Einsturzgefahr festgestellt. Insgesamt wiesen circa die Hälfte der geprüften Gebäude Schäden durch das Erdbeben auf. Seit Montag übernachten an die 1000 Einwohner nun in dem Schiff „Superfast1“, mit Platz für 700. Ein zweites Schiff, „Eleftherios Venizelos“, soll heute eintreffen und weitere 1300 Menschen beherbergen.

Experten waren anfangs besorgt, erinnerte das Beben doch stark an jenes im Sommer 1953. Damals folgten einem ersten großen Erdbeben der Stärke Mw 6,4, über die nächsten Tage, zwei weitere von Mw 6,8 und Mw 7,2, mit Nachbeben auch über Mw 6. Eine Zeitzeugin erinnert sich: da ihr Dorf am Hang lag, wurden die, nach den ersten Beben in den Gärten schlafenden Menschen, von den einstürzenden Häusern begraben. In ihrem Dorf kam es 1953 zu 41 Todesfällen. Insgesamt starben damals 746 Menschen und 2412 wurden verletzt. Aus Angst flüchtete der Großteil der Inselbewohner auf das Festland. Von 125.000 Einwohnern blieben gerade Mal 25.000.

Das heutige Erdbeben von Mw 4,6 macht, sowie hunderte von schwächeren Beben (keines davon in besonderer Tiefe), Experten Hoffnung, dass eine Entwarnung bald möglich sein wird. Wenn sich auch morgen die Erbeben weiterhin beruhigen, können die Bewohner Kefalonias davon ausgehen, dass das Schlimmste überstanden ist.

Mittwoch, 22. Januar 2014

Aufruf zur Gewalt



Aufruf zur Gewalt


Als das ehemalige Mitglied der Terrororganisation 17. November, Christodoulos Xiros vor zwei Wochen der Haft entfloh, befürchtete man er könne versuchen seine terroristischen Tätigkeiten wieder aufzunehmen. Am Montag veröffentlichte er nun wirklich, auf dem linksautonomen Internetportal „indymedia“, einen achtseitigen Aufruf zum bewaffneten Kampf, begleitet von einem vierminütigen Video.

Der Feind ist für Xiros dabei klar: das System und die Politik, welche das Land dem Vierten Reich Untertan machen. Die meiste Schuld fällt dabei auf die Linke, welche tatenlos zusieht. In seinem Video erklärt Christodoulos Xiros, dass wenn einer Familie der Strom abgestellt werden soll, die Menschen sich dort sammeln und die Angestellten der Stromwerke zusammenschlagen müssen. Er stellt auch eine Liste derer auf, auf die auf offener Straße, mit der Rute losgegangen werden sollte: Minister, Abgeordnete, Politiker, Gewerkschaftler, Journalisten, Steuerbeamte, Polizisten, Angestellte privater Sicherheitsdienste, Kontrolleure, Propagandisten des Feindes, Drogenhändler, Schuldeneintreiber und alle diejenigen, die von Bank und Staat bezahlt werden.
Sein Anwalt, Frangiskos Ragousis, erklärte der Zeitung „to Vima“, er könne hier keinen Aufruf zur Gewalt erkennen, „lediglich zu offener, frontaler Handlung.“

Bemerkenswert ist, dass Nazis und andere Rechtsextreme, in Xiros' Liste der Feinde, nicht erwähnt werden. Auch den Mord an dem linken Musiker, Aktivisten und Gewerkschaftler Pavlos Fyssas im September, bedenkt Xiros, in seinem achtseitigen Text, mit einem einzigen Satz: „sie ermordeten Fyssas, haben jedoch keinem Politiker der Sparpolitik ein einziges Haar gekrümmt.“ Hätte die Goldene Morgenröte auch Politiker der Regierungspartei ermordet, wäre Christodoulos Xiros anscheinend bereit deren Opfer als Kollateralschaden zu verzeihen. Dabei befürchtete man doch, gerade dieser Mord würde einen Teufelskreis der Gewalt auslösen.
Für Xiros steht fest, das Problem mit den Rechtsextremen sind die Linken. Es sei nur durch deren Tatenlosigkeit, dass sie sich durch die Rechtsextremen haben ersetzen lassen.

Christodoulos Xiros' „Proklamation“ verurteilten nicht nur die Parteien. Auch der inhaftierte Anführer der Gruppe 17. November, Alexandros Giotopoulos, spricht sich gegen ihn aus. Unerwartet ist dies nicht, bedenkt man, dass es nur Xiros' Aussage war, die es der Polizei ermöglichte, die restlichen Mitglieder der Terrororganisation zu fassen.

Freitag, 17. Januar 2014

Fingerabdrücke



Fingerabdrücke


Als Kostas Sakkas letzte Woche wegen Verstoß gegen seine Bewährungsauflagen verhaftet wurde, war eins klar: die Polizei wollte zeigen, dass sie hart durchgreift. Vor Gericht wurde er dann auch sofort freigesprochen.

Nun könnte diese Überreaktion doch noch für die Justiz positiv ausgehen. Sakkas wurde diese Woche zum dritten Mal verhaftet. Als er 2010 verdächtigt wurde ein Mitglied der Terrororganisation „Verschwörung der Feuerzellen“ zu sein, verweigerte er die Abgabe von Fingerabdrücken. Einunddreißig Monate verbrachte er in Untersuchungshaft, ohne dass die Polizei mehr vorweisen konnte als den dringenden Verdacht, Sakkas habe sich in der Wohnung aufgehalten, in der die Bombenanschläge der Organisation vorbereitet wurden. Seit 2010 hat sich die Gesetzeslage geändert und so konnte letzte Woche die Polizei seine Fingerabdrücke nehmen. Diese stimmen nicht nur mit Abdrücken aus den Verstecken der „Verschwörung der Feuerzellen“ überein, sondern auch mit denen auf einer Mülltüte, in der Überreste eines der Sprengsätze entsorgt wurden.

Gut, beweisen tut dies nur, dass Kostas Sakkas in der Wohnung war und den Müll runtergebracht hat. Dennoch ist es ein Sieg für die Beamten, die nach drei Jahren, wenn auch wohl unerwartet, Fortschritte in ihren Ermittlungen vorzeigen können.

Donnerstag, 9. Januar 2014

Kampf gegen Terror



Kampf gegen Terror


Seitdem Christodoulos Xiros der Haft entfloh, steht die Polizei wieder in Kritik. Druck kommt diesmal auch aus den USA. Kaum verwunderlich wenn man bedenkt, dass das erste Attentat der Organisation 17. November der Mord an Richard Welch, am 23. Dezember 1975,  war.  Dieser war der CIA Abteilungsleiter in Athen.

Um zu zeigen dass hart durchgegriffen wird, wurde am Dienstag Kostas Sakkas verhaftet. Dieser habe gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen. Die Residenzpflicht in seinem Elternhaus sei nicht eingehalten worden, da er eine Nacht bei seiner Freundin verbrachte. Sakkas war im Dezember 2010 als mutmaßliches Mitglied der Terrororganisation „Verschwörung der Feuerzellen“ verhaftet worden. Das griechische Gesetz erlaubt bis zu 18 Monaten Untersuchungshaft. Nach 31 Monaten Untersuchungshaft und einem 38-tägigen Hungerstreik, wurde er dann am 11. Juli 2013, gegen eine Kaution von 30.000 Euro, aus der Haft entlassen. Zu den Auflagen der Bewährung gehören auch die wöchentliche Meldepflicht bei der Polizei, die Residenzpflicht in seinem Elternhaus und das Verbot, die Region Attika zu verlassen.

Gestern wurde Kostas Sakkas freigesprochen. Natürlich nicht bezüglich der Anklage der mutmaßlichen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation. Nein, mit zwei Stimmen zu einer entschlossen die Athener Richter, bei der Übernachtung bei seiner Freundin handele es sich um keinen Verstoß gegen die Bewährungsauflagen. Auf ein Urteil zur eigentlichen Anklage von 2010 wird er noch warten müssen.

Dienstag, 7. Januar 2014

Auf der Flucht



Auf der Flucht



Die Revolutionäre Organisation 17. November war Griechenlands bekannteste Terrororganisation und für viele in Griechenland synonym mit Terror. Gegründet 1975, war die Gruppe fast dreißig Jahre aktiv. Erst 2002, als ein Sprengsatz zu früh explodierte und das Mitglied Savvas Xiros schwer verletzte, gelang der Polizei der Durchbruch, als sie diesen und seinen Bruder Christodoulos Xiros, der ihn im Krankenhaus besuchte, verhafteten. 14 Mitglieder der Organisation wurden zu Haftstrafen von 8 Jahren bis mehrere Male lebenslänglich  verurteilt, und die Organisation löste sich auf.

Nun herrscht Großalarm in Thessaloniki und auf der Chalkidiki, denn Christodoulos Xiros, der 9 Tage Freigang hatte um seine Familie über die Feiertage zu besuchen, ist am Montag nicht wie vorgeschrieben bei der örtlichen Polizeiwache erschienen. Es war sein 8. Hafturlaub. Das Gericht fand Christodoulos Xiros 2003 der Teilnahme an 6 Mordanschlägen für schuldig, und verurteilte ihn zu 6 Mal lebenslänglich und 25 Jahren Haft.

Sein Anwalt, Frangiskos Ragousis, erklärte, dass, obwohl sein Mandant keinen Kontakt zu ihm aufgenommen hat, er diese Flucht aus der Haft für konsequent mit dessen politischer Überzeugung sieht. Und er fügt hinzu: „Heute leben wir, heute kämpfen wir.“ Später relativiert er diese Aussage in der Zeitung „to Vima“: In der jetzigen Situation des Landes sei die Flucht aus der Haft eine politisch motivierte Tat, konsequent mit seinen Überzeugungen. Ragousis hält seinen Mandanten für psychisch bereit, sich in der Gesellschaft sozial zu engagieren, wobei dies nicht zwangsläufig weitere Mordanschläge bedeutet.

In Lamia wurde heute unter großen Sicherheitsvorkehrungen sein jüngerer Bruder, Savvas Xiros, ins Krankenhaus eingeliefert.