Dienstag, 29. Oktober 2013

Zum Abhörskandal


Zum Abhörskandal


Zur Enthüllung des Spiegels, dass die NSA auch in Athen abhörte, äußerte sich der ehemalige Abgeordnete der PASOK, Theodoros Pangalos, in einem Radiointerview. Pangalos sieht das Alles mit dem Abhören weniger problematisch. Man selbst hätte ja auch die amerikanische Botschaft abgehört. Und zwar nicht nur die in Athen sondern, zumindest in seiner Zeit als Außenminister (1996-1999), auch die in Ankara. Da las er dann morgens, während er seinen Kaffee trank, auch den relevanten Bericht des Geheimdienstes. Nicht, dass da irgendetwas Neues drin stand. Das wusste man alles schon. Aber es sei immer wieder lustig gewesen Kommentare über sich selbst zu lesen, wenn dann z.B. der Botschafter, im Gespräch mit dem State Department, gesagt hatte: „What is this motherfucker Pangalos doing?“ Denn, so Pangalos, dies sei eben der normale Ton in solchen Gesprächen. Und wenn er wiederum mit seinen eigenen Mitarbeitern redete, hatte sich das ja eigentlich auch nicht sehr viel anders angehört.

Montag, 28. Oktober 2013

Das Lächeln des Faschismus




In den letzten Tagen rückte eine private Organisation, “Das Lächeln des Kindes”, ins Rampenlicht, die sich um die kleine Maria (das angeblich entführte, verkaufte Kind) kümmert, nachdem sie von der Polizei der Pflegefamilie weggenommen wurde. Prof. Georgios Tsiakalos schrieb in diesem Zusammenhang einen Artikel, der in den sozialen Netzwerken stark verbreitet wird. Es folgt die Übersetzung:



Das Lächeln des Faschismus


Es war das Jahr mit den täglichen Razzien „Unternehmen Auskehren“ und den „Rückführungen“ nach Albanien. Ein behinderter Mann (alleinerziehender Vater), mit einem Arm, wurde verhaftet und zur Abschiebung vorgesehen. In der Romasiedlung in Iliopolis (Thessaloniki) blieben drei kleine Kinder, eines davon noch ein Baby, alleine zurück. Wir versuchten den Polizisten klar zu machen, was die Abschiebung des Vaters für diese 3 kleinen Kinder bedeuten würde. Sie sahen das Problem, konnten aber nichts tun, da die Festnahme schon elektronisch im Zentralsystem der Polizei aktenkundig war und es nicht mehr möglich war, dieses zu ändern. Auch war es nicht möglich oder erlaubt, die drei Kinder mit dem Vater zusammen im Abschiebebus zu transportieren. Die Kinder blieben in der Siedlung zurück, der Solidarität und Fürsorge der in tiefer Armut lebenden Roma-Familien überlassen. Diese sorgten für die Kinder, ohne jemals dafür eine Form der Anerkennung zu erhalten, wie es für Pflegefamilien, die sie ja ab diesem Moment waren, selbstverständlich ist. Pflegefamilien, wie es auch unsere Familie in Deutschland für Kinder war, die plötzlich die Fürsorge durch ihre Eltern nicht hatten. Unabhängig von unserer guten finanziellen Situation und unserem Wunsch, ohne Unterstützung tätig sein zu können, erhielten wir für diese Kinder Kindergeld und Pflegegeld. Um die Kinder des albanischen Illegalen in der Roma-Siedlung kümmerte sich niemand, weder damals, noch heute.

Die Roma-Siedlungen werden heute belagert von „verantwortungsbewußten“ Journalisten, welche das sofortige Eingreifen von „Anthropologen zur Feststellung der rassenmäßigen Abstammung von Kindern mit bestimmten morphologischen Merkmalen“ fordern. Selbstverständlich zeigt ihr Glaube an die Möglichkeiten der Anthropologie nur ihre völlige wissenschaftliche Unwissenheit und die gravierenden Mängel unseres Bildungssystems. Aber es gibt noch etwas, was viel bedeutender ist: Ihre gefährliche Unwissenheit betreffend des historischen und politischen Ursprungs der Anrufung von Anthropologen. Es war der SS-Führer Heinrich Himmler, welcher den Anthropologen den Auftrag erteilte, in den besetzten Gebieten die "gutrassigen Kinder", also "blond und reinrassig", deren "Eindeutschung aus rassenbiologischen Gründen wünschenswert" war, auszusortieren und diese dann in nazistische Waisenhäuser zu verbringen. Bezeichnend war seine Erklärung es sei "Pflicht, derartige Kinder aus ihrer Umgebung herauszunehmen, selbst auf die Gefahr hin, dass wir sie rauben oder stehlen müssen".

Das war die „Wissenschaft“ und die Rhetorik der Nazis, wegen der die gesamte Menschheit leiden musste. Und auch deshalb ist es heute wichtig, dass sich alle der Bedeutung und der Auswirkung ihrer Forderung nach Anthropologen bewußt sind. Damit wir nicht wieder ein Lächeln auf den Lippen der Nazis sehen müssen.

Sonntag, 27. Oktober 2013

Kein Rückblick



Kein Rückblick


In meinen Überlegungen, wie genau dieser Blog am sinnvollsten wäre, hatte ich mir vorgenommen, diesen Sonntag einen Rückblick auf die Geschehnisse der Woche zu schreiben. Wie sollte so ein Kommentar aber aussehen? „Eine aufregende Woche…“ gut, aufregend war sie nicht gerade; obwohl ich mich aufgeregt habe. Es gab ja auch genug worüber man sich aufregen könnte und wohl auch sollte.
Die Medien haben tagelang, in einem rassistischen Delirium, aus einem Nichts eine Geschichte aufgebaut: Kindesentführung, Menschenhandel usw. Und um Missverständnissen vorzubeugen, „nichts“ bedeutet nicht dasselbe wie „aus einer Mücke einen Elefanten machen“, da ist dann nämlich eine Mücke vorhanden. Die Geschichte um die kleine Maria wurde jedoch erschaffen, ohne dass irgendetwas vorhanden war: keine Kindesentführung, kein Menschenhandel… eben: nichts!
Gut, ganz richtig ist das nun auch wieder nicht. Denn etwas gab es schon. Zum Beispiel ist da eine Mutter, der es nicht möglich ist ihre Kinder zu ernähren und die deswegen ihre Tochter in die Obhut einer anderen Familie geben muss. Auch ist da eine Polizei, die anhand von rassistischer Profilerstellung, eine wohl rechtswidrige Verhaftung und Untersuchung vorgenommen hat. Eine Polizei, die gleichzeitig zu tiefst erschüttert ist wegen ihrer Unterwanderung durch Rechtsextreme; sich deswegen doch im Reformprozess befindet.

Gibt es jedoch Hoffnung für eine erfolgreiche Reform, wenn es keinen Willen gibt Verantwortung zu übernehmen? Rechtsextremismus und Rassismus werden häufig als Folge der Sparmaßnahmen dargestellt. Ohne die Finanzkrise gäbe es diese Probleme nicht. Wenn also die Sparmaßnahmen aufgehoben würden, würden auch die Nazis verschwinden. Ach, hätte man das nur in der Weimarer Republik schon gewusst.

Diese Einstellung ist jedoch nicht nur lachhaft, sondern auch gefährlich. Dies beschreibt auch der Kommentar des Staatspräsidenten Karolos Papoulias gestern, mit Blick auf die heutige Schüler- und morgige Militärparade in Thessaloniki: „Wir haben auf dramatische Weise gelernt, was Vergessen und Unwissenheit bedeuten. In einem Land, das durch die Bestialität des Nationalsozialismus einen hohen Preis zahlen mußte, sind Hackenkreuze und Nostalgiker dieser Ideologie erschienen.“
Anlass des Kommentars war der Beschluss des Präfekten Zentralmakedoniens, Apostolos Tsitsikostas, auch die Abgeordneten der Goldenen Morgenröte zur Parade einzuladen. Der Nationalfeiertag des 28. November ist auch der Gedenktag an die griechischen Opfer des zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialismus. Dazu Nazis einzuladen scheint Herr Tsitsikostas nicht als problematisch anzusehen.

Erfreulich war diese Woche wenigstens, dass das Parlament mit großer Mehrheit dafür gestimmt hat, die  staatliche Finanzierung der Goldenen Morgenröte, als Partei, zu stoppen. Leider aber nur mit großer Mehrheit. Einige Abgeordnete haben sich der Stimme enthalten: Die rechtspopulistische Partei der Unabhängigen Griechen, die sich selber im rechtsextremen Raum bewegt, und die Kommunistische Partei Griechenlands. Letztere sieht die Verfahren gegen die Goldene Morgenröte als Vorwand, um diese danach auch zu verbieten. Aber hierüber kann ich mich jetzt nicht auch noch aufregen.

Dienstag, 22. Oktober 2013

Pflegeeltern



Pflegeeltern


Als die Polizei, während einer Razzia, ein blondes, blauäugiges Kind in einer Roma-Familie fand, war für sie und die Medien eins auf Anhieb klar: Kinderentführung. Das Ehepaar wurde verhaftet, das Kind kam ins Heim. In den Nachrichten wurde spekuliert. Wurde das Mädchen entführt? Denn eine entsprechende Anzeige oder Vermisstenmeldung existiert nicht. Wurde sie von einer Schlepperbande verkauft? Sicher war man sich nur, dass die Roma schuldig waren. Dabei wurde auf ein uraltes, rassistisches Vorurteil gebaut: „Zigeuner stehlen Kinder“. Einige Fernsehsender gingen soweit vorzuschlagen, dass Anthropologen die Herkunft des Kindes ermitteln sollten.

Menschenrechtsorganisationen, Linke und auch die Kirche üben strengste Kritik an diesem Spektakel. Während seines Besuches in Thessaloniki, stellt sich der ökumenische Patriarch Bartholomeus I. klar auf die Seite der Roma-Minderheit. Der Metropolit von Neapoli und Stavroupoli, Barnabas, spricht von Verleumdung.

In Zwischenzeit hat nun Interpol bekannt gegeben, dass die kleine Maria auch in deren Listen nicht vorhanden ist. Da scheint es immer wahrscheinlicher, dass das Ehepaar eben doch die Wahrheit gesagt hat. Nämlich, dass eine noch ärmere Familie ihnen ihr Kind gab, da diese nicht für es sorgen konnte. Selten ist dies leider nicht. Die Medien und die, wegen ihrer Unterwanderung durch Rechtsextreme unter Kritik stehende, Polizei interessiert dies wenig. Genau so wenig wie es sie interessiert, dass die beiden verhafteten Roma auch weitere Kinder haben. 
Was aus denen nun geschehen soll? Wer weiß…