Montag, 28. Oktober 2013

Das Lächeln des Faschismus




In den letzten Tagen rückte eine private Organisation, “Das Lächeln des Kindes”, ins Rampenlicht, die sich um die kleine Maria (das angeblich entführte, verkaufte Kind) kümmert, nachdem sie von der Polizei der Pflegefamilie weggenommen wurde. Prof. Georgios Tsiakalos schrieb in diesem Zusammenhang einen Artikel, der in den sozialen Netzwerken stark verbreitet wird. Es folgt die Übersetzung:



Das Lächeln des Faschismus


Es war das Jahr mit den täglichen Razzien „Unternehmen Auskehren“ und den „Rückführungen“ nach Albanien. Ein behinderter Mann (alleinerziehender Vater), mit einem Arm, wurde verhaftet und zur Abschiebung vorgesehen. In der Romasiedlung in Iliopolis (Thessaloniki) blieben drei kleine Kinder, eines davon noch ein Baby, alleine zurück. Wir versuchten den Polizisten klar zu machen, was die Abschiebung des Vaters für diese 3 kleinen Kinder bedeuten würde. Sie sahen das Problem, konnten aber nichts tun, da die Festnahme schon elektronisch im Zentralsystem der Polizei aktenkundig war und es nicht mehr möglich war, dieses zu ändern. Auch war es nicht möglich oder erlaubt, die drei Kinder mit dem Vater zusammen im Abschiebebus zu transportieren. Die Kinder blieben in der Siedlung zurück, der Solidarität und Fürsorge der in tiefer Armut lebenden Roma-Familien überlassen. Diese sorgten für die Kinder, ohne jemals dafür eine Form der Anerkennung zu erhalten, wie es für Pflegefamilien, die sie ja ab diesem Moment waren, selbstverständlich ist. Pflegefamilien, wie es auch unsere Familie in Deutschland für Kinder war, die plötzlich die Fürsorge durch ihre Eltern nicht hatten. Unabhängig von unserer guten finanziellen Situation und unserem Wunsch, ohne Unterstützung tätig sein zu können, erhielten wir für diese Kinder Kindergeld und Pflegegeld. Um die Kinder des albanischen Illegalen in der Roma-Siedlung kümmerte sich niemand, weder damals, noch heute.

Die Roma-Siedlungen werden heute belagert von „verantwortungsbewußten“ Journalisten, welche das sofortige Eingreifen von „Anthropologen zur Feststellung der rassenmäßigen Abstammung von Kindern mit bestimmten morphologischen Merkmalen“ fordern. Selbstverständlich zeigt ihr Glaube an die Möglichkeiten der Anthropologie nur ihre völlige wissenschaftliche Unwissenheit und die gravierenden Mängel unseres Bildungssystems. Aber es gibt noch etwas, was viel bedeutender ist: Ihre gefährliche Unwissenheit betreffend des historischen und politischen Ursprungs der Anrufung von Anthropologen. Es war der SS-Führer Heinrich Himmler, welcher den Anthropologen den Auftrag erteilte, in den besetzten Gebieten die "gutrassigen Kinder", also "blond und reinrassig", deren "Eindeutschung aus rassenbiologischen Gründen wünschenswert" war, auszusortieren und diese dann in nazistische Waisenhäuser zu verbringen. Bezeichnend war seine Erklärung es sei "Pflicht, derartige Kinder aus ihrer Umgebung herauszunehmen, selbst auf die Gefahr hin, dass wir sie rauben oder stehlen müssen".

Das war die „Wissenschaft“ und die Rhetorik der Nazis, wegen der die gesamte Menschheit leiden musste. Und auch deshalb ist es heute wichtig, dass sich alle der Bedeutung und der Auswirkung ihrer Forderung nach Anthropologen bewußt sind. Damit wir nicht wieder ein Lächeln auf den Lippen der Nazis sehen müssen.

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