Samstag, 2. November 2013

Politische Morde



Politische Morde


Michaloliakos gründete die Goldene Morgenröte 1980. Am 1. November 1993 wurde sie dann zur Partei. Über dreißig Jahre war sie tätig, doch es bedurfte des Mordes an Pavlos Fyssas bevor Politik und Justiz aktiv wurden. Was war anders? Zum Beispiel wurde der Täter sofort verhaftet. Dann waren da die Art des Mordes und der Tod des jungen Mannes in den Armen seiner Freundin. Aber auch die veröffentlichten Telefonate der Mitglieder der Goldenen Morgenröte, die belegten mit welcher Verachtung sie über den Toten redeten verstießen gegen jedes Gefühl von Anstand. Und während anfangs noch von Rache die Rede war, blieb es bei Worten. Die Politik und Justiz begannen sich ernsthaft mit der Goldenen Morgenröte zu beschäftigen und das Land kehrte zurück zur Normalität. Es war klar wie Pavlos Fyssas langsam vergessen und ein weiterer Name eines Mordopfers würde, genau wie der 15-jährige Alexandros Grigoropoulos (Dezember 2010) oder der Lehrer Nikos Temponeras (Januar 1991 und ohne Wiki Eintrag in einer Sprache außer Griechisch); man kennt die Namen und damit hat es sich auch.


Teil der Normalität wurde auch das Verfahren gegen die Goldene Morgenröte. Am 1. November 2013 veröffentlichte die Tageszeitung Ethnos, um 14:31, die kurze Mitteilung der Athener Nachrichtenagentur, dass die Staatsanwaltschaft einen Antrag gestellt hatte, die parlamentarische Immunität zweier weiterer Abgeordneter der Goldenen Morgenröte aufzuheben. Das Thema war nicht wichtig genug mehr darüber zu schreiben. 

Um 19:50 kam dann die Nachricht: zwei junge Männer wurden vor einem Büro der Goldenen Morgenröte, in Athen, erschossen. Die Polizei sagt sie ermittelt in alle Richtungen. Die Mörder, so die Polizei, seien wahrscheinlich linksextreme Terroristen; die Hinrichtung der zwei Männer könne ein Racheakt für den Mord an Pavlos Fyssas sein. 


Wer die Täter sind bleibt offen. Dass der gestrige Doppelmord in Verbindung zum Mord an Pavlos Fyssas steht kann man jedoch ausschließen; das Thema Fyssas war für die griechische Gesellschaft abgeschlossen. 

Die griechische Linke steht den Vermutungen der Polizei kritisch gegenüber. Gründe dafür gibt es genug: Es handelt sich um das erste Mal, dass die Goldene Morgenröte sofort anerkennt, dass es sich bei einem Vorfall um Mitglieder der Organisation handelt. Insgesamt reagierte die Organisation verblüffend schnell mit Stellungnahmen, Versammlung usw. 
Gleichzeitig gibt es momentan keine linksextreme Terrorgruppe der ein so gut geplantes Attentat zuzutrauen sei. Auch die Art des Attentats passt nicht zu den Vorgehensweisen solcher Gruppen. Dennoch weist die Polizei darauf hin, 9mm Waffen hatte die „Sekte der Revolutionäre“ benutzt. Diese ist jedoch seit dreieinhalb Jahren nicht mehr aktiv. Dabei sind 9mm Pistolen der Marke Zastava, eben genau der Marke der gestrigen Tatwaffe, der Polizei nicht unbekannt; solche wurden im letzten Monat mehrere sichergestellt, und zwar bei Razzien in Wohnungen von Mitgliedern der Goldenen Morgenröte. So zum Beispiel auch im Haus des Abgeordneten Nikolaos Michos, der nach der Vernehmung durch den Ermittlungsrichter am 1. Oktober, mit der Auflage das Land nicht zu verlassen, wieder freigelassen wurde.

Sicher ist auf jeden Fall eines: profitieren tut durch den gestrigen Doppelmord nur einer, die Goldene Morgenröte. Mit Hilfe der beiden Märtyrer kann sie endlich die Opferrolle einnähmen, wie sie es seit dem Mord an Fyssas versucht.



Abschließend würde ich nur kurz gerne die Berichterstattung über dieses Attentat kommentieren. Es ist seit gestern die Rede von einem Teufelskreis der Gewalt. Dies ist falsch. Ein Kreis setzt voraus, dass zwei Seiten jedes Mal Gewalt mit Gewalt erwidern. Dies ist in Griechenland nicht der Fall. Ganz im Gegenteil. Dreißig Jahre rechtsextremer Gewalt seitens der Goldenen Morgenröte, wurden kaum erwidert. Im Wiki Eintrag werden vor dem gestrigen Tag, gerade zwei Angriffe auf die Organisation erwähnt.  Das ist kein Teufelskreis.

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